Folge 25 - Dr. Alexandra Kohlmann
07. Okt. 2024 - 49 MINBeim Schmierstoffhersteller Rowe stand Anfang des Jahres ein Generationenwechsel an. Für Folge 25 des Unternehmer Podcast haben wir Alexandra Kohlmann...
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Zitrusfrüchte, Alexander von Humboldt und Employee First: Andreas Schindler (Don Limón) im Gespräch mit Kontora Geschäftsführer Stephan Buchwald.
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Die Themen dieses Podcasts mit Andreas Schindler:
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Andreas Schindler | Folge 13 | Kontora Insights Podcast
Eines stellt Andreas Schindler gleich zu Beginn dieser Folge von Kontora Insights klar: Er ist nicht der „Don“ – zumindest nicht allein. Schließlich teilt er sich die Unternehmensführung von Don Limón mit seinem Bruder Thomas und Vater Winfried. „Mein Vater hat ein tolles Unternehmen aufgebaut, mit tollen Prinzipien, und auch mit einer Kasse, die uns die Weiterentwicklung erst erlaubt hat.“ Gemeint ist der Wandel von einem lokalen Gemüse- und Obststand am Hamburger Großmarkt zu einem internationalen Handelshaus für Zitrusfrüchte. Im Gespräch mit Stephan Buchwald berichtet Schindler, wie das globale Geschäft mit der süß-sauren Ware funktioniert und warum die Erfindung von Don Limón auch ein Akt der Rebellion war.
Rückblick: Andreas Schindler ist Anfang 30, als er im Jahr 2000 ins Familienunternehmen Pilz Schindler einsteigt, das regionale Gastronomie- und Einzelhandelsbetriebe mit Obst und Gemüse beliefert. Sein Vater habe damals, ausgelaugt von vielen Nachtschichten, über einen Verkauf nachgedacht. Um den Bestand des knapp 50 Jahre alten Unternehmens zu sichern, war der Nachwuchs gefragt. Doch Schindler, der sich für Lateinamerika begeistert und von chronischem Fernweh geplagt ist, macht die Arbeit am Großmarkt zunächst wenig Spaß. Er will mehr Freiraum, sich einen eigenen Bereich schaffen, auch weil das Vater-Sohn-Verhältnis nicht frei von Konflikten ist.
“Unsere Herausforderung ist es, Menschen zu finden, die in unserem System arbeiten können.”
Andreas Schindler
Don LimónSchindler habe nicht mehr nachts arbeiten wollen und sich daher ein Umfeld geschaffen, in dem er tagsüber Handel treiben konnte. Seine ursprüngliche Idee sah vor, Limetten aus Mexiko nach Europa, Amerika und Asien zu liefern – und in dieser Nische zum Global Player zu werden. Helfen sollte dabei eine ungewöhnliche Marketingstrategie. Statt die Früchte wie üblich namenlos zu verkaufen, setzt Don Limón auf Wiedererkennbarkeit und Personalisierung. Das von einem Freund aus der Werbebranche entworfene Logo zeigt Schindlers Gesicht vor knallig-grünem Hintergrund. Reproduziert auf abertausenden Verpackungen wurde Schindler zum Aushängeschild und umtriebigen Botschafter in eigener Sache.
Wobei Schindler zunächst skeptisch gewesen sei: „Ich sagte, Obst kauft keiner nach Marke. Es muss billig sein, die Marke ist der Supermarkt, der das verkauft, nicht Don Limón.“ Und doch sei es genau die richtige Entscheidung gewesen. Heute schicken die Hamburger nicht nur Limetten, sondern auch Container voller Zitronen, Orangen und Grapefruits rund um den Globus, aus Anbaugebieten in Ägypten, Südafrika und Indien in die Länder des globalen Nordens. Wobei die Marke gar nicht so wichtig für den Verkauf sei. Vielmehr diene sie dem Aufbau von Vertrauen.
Denn im Geschäft mit verderblicher Ware zählt Geschwindigkeit. Verträge werden häufig informell geschlossen, Produzenten und Händler müssen sich aufeinander verlassen können. Eine glaubhafte Geschichte sei dabei überaus hilfreich, ebenso wie professionelle Kommunikation. In den Anfangstagen sei man durchaus nach der Devise „Fake it until you make it“ verfahren. „Kompetenz-Annahme“ nennen sie das bei Don Limón. „Komischerweise eilt einem, wenn man aus Deutschland kommt, groß und blond ist und Don Limón heißt, ein guter Ruf voraus“, so Schindler. „Ein Produzent in Argentinien denkt dann, dass kann Sinn machen, sich zusammenzusetzen.
“Ich sagte, Obst kauft keiner nach Marke. Es muss billig sein, die Marke ist der Supermarkt, der das verkauft, nicht Don Limón.”
Andreas Schindler
Don LimónDie Außenwirkung sei auch entscheidend, um neue Teammitglieder zu gewinnen. Don Limón setzt auf Muttersprachler*innen, die mit der Sprache und den kulturellen Eigenheiten in den Anbauregionen vertraut sind. Man rekrutiere bevorzugt im Ausland und pflege Kooperationen mit mehreren Universitäten. Die jungen Mitarbeitenden starten entweder in einem der Auslandsbüros, die Don Limón in Ländern wie Ägypten, Südafrika und Indien betreibt, oder in der Hamburger Zentrale am Großmarkt – und bekommen vom Start weg größtmögliche Verantwortung übertragen. Man folge dem Konzept „Employee first“, das eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden beschreibt.
Die Idee dahinter: Wer Freiraum hat, selbständig agieren kann und eigene Schwerpunkte setzt, ist zufriedener im Job. Und hilft dem Unternehmen, zu wachsen. Dennoch sei es – wie in vielen Branchen in der Zeit nach Corona – schwer, Personal zu finden. „Die Kunden sind da, die Ware ist da, die Lieferanten sind da. Unsere größte Herausforderung ist es, Menschen zu finden, die in unserem System arbeiten können, arbeiten wollen und in der Lage sind, bestimmte Marktsegmente zu bearbeiten“, erzählt Schindler. Natürlich würden bei all dem Freiraum auch Fehler passieren, das sei im Geschäftsmodell eingepreist. So habe ein Mitarbeiter Erdbeeren geordert, obwohl Don Limón in diesem Feld weder Erfahrung noch Abnehmende hatte. „Da werden leicht mal Schäden von 200.000 Euro fällig.“
“Als Sechsjähriger habe ich gerätselt, woher die Schiffe kommen und wohin sie fahren.”
Andreas Schindler
Don LimónIn der Summe jedoch gehe das Konzept auf. Viele Mitarbeitende haben persönliche Beziehungen zu Lieferanten und kennen die regionalen Besonderheiten. So entstehen Geschäfte auch abseits der Zitrusfrüchte, etwa mit Trauben aus Indien oder Kokosnüssen aus Elfenbeinküste. Statt einen Masterplan zu verfolgen, suche man kontinuierlich nach Marktchancen. Tempo, Dynamik und Problemlösungskompetenz mache das Unternehmen widerstandsfähig, nicht eine präzise Vorausplanung mit Excel-Arbeitsblättern. „Es geht darum, die Wegstrecke zu gestalten“, erläutert Schindler. “Da rauschen wir durch und wenn einmal ein Hütchen umfällt, stellen wir es wieder auf.“ Die Wegstrecke umfasst mittlerweile sämtliche Etappen der Wertschöpfung: von der Produktion zum Packhaus, über den Vertrieb, zum Groß- und Einzelhandel.
Mit dem kleinen Gemüsestand, den sein Großvater vor sieben Jahrzehnten aus der Taufe hob, hat das Unternehmen nur noch wenig gemein. Dennoch bleibt Don Limón vor allem Familienbetrieb: Während Andreas den Zitrusfrüchte-Handel steuert, kümmert sich Bruder Thomas um den angestammten Frucht- und Gemüsehandel in der Großmarkthalle. Und Vater Winfried – mittlerweile über 80 Jahre alt – wacht über die Finanzen. Jeder hat somit seinen eigenen Bereich. Was wichtig sei, um den Familienfrieden zu bewahren. Gut möglich, dass Schindlers Sohn das nächste Kapitel schreiben wird. Bei den Geschäftspartnern in Afrika, Asien und Lateinamerika sei er schon dabei gewesen.
Schindler hofft, perspektivisch Verantwortung abgeben zu können, um verstärkt seiner Leidenschaft nachgehen zu können – dem Reisen. Denn Fernweh habe er immer gespürt: „Wenn ich als Sechsjähriger mit meinem Vater an der Elbe spazieren ging, habe ich gerätselt, woher die Schiffe kommen und wohin sie fahren.“ Später liest er Alexander von Humboldts Reiseberichte aus Lateinamerika, beginnt sich für Religionen und Kulturen zu interessieren. Der Handel biete ihm die Gelegenheit, die Welt nicht nur als Tourist zu sehen und langfristige Beziehungen aufzubauen, sagt Schindler. „Das Kennenlernen, das Spüren ist für mich die treibende Kraft.“
Außerdem erfahren Sie in dieser Folge von Kontora Insights, was Andreas Schindler an den Büchern von Nassim Taleb schätzt und warum das Erlernen von Sprachen für ihn von größter Wichtigkeit ist. Gleich reinhören!
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